Die Abwehr von Messerangriffen

Die Abwehr von Messerangriffen. Das SMS (Sensivity, Mindset, Skills) Prinzip

Genau betrachtet ist der Angriff mit einem Messer eines der schlimmsten Dinge, die einem widerfahren kann. Ein Messer ist relativ klein und leicht, es kann somit verdeckt und schnell zum Einsatz kommen. Die vielen Berichte die man in den letzten Jahren zu Messerattacken lesen konnte, unzählige Messerattacken, die es nicht in die Nachrichten geschafft haben nicht zu vergessen, sollten es jedem klar machen, dass jedermann und jede Frau in solch eine Situation geraten kann: selbst verschuldet oder völlig unschuldig. Die Antwort der Legislative sind Messerverbotszonen und Verschärfungen des Waffengesetzes. Nun ist es per Lex ja mal so, dass es verboten ist einen anderen Menschen mit einem Messer zu verletzen oder gar zu töten. Wer dazu bereit ist, der lässt sich ganz bestimmt auch von den Waffengesetzen und Verbotszonen daran hindern (Ironie aus). Was unter dem Strich bleibt, ist sich selbst zu sensibilisieren und sich ein entsprechendes Mindset aufzubauen, sensibilisieren dahingehend, Gefahrensituationen zu erkennen und diesen aus dem Weg zu gehen, notfalls auch in der Geschwindigkeit eines Geparden. Die sicherste Abwehr eines Messerangreifers für mich selbst, ist eine so große Distanz zu ihm aufzubauen, dass selbst wenn er das Messer mir hinterherwirft, es mich nicht mehr treffen kann. Ich rede hier also von 30-40 Metern. Flucht wäre also immer das Ideale. In der Arbeitssicherheit würde man das „Trennen von Gefahrenquelle und Mensch“ nennen. Jeder, der mal in nonverbalen Konflikten involviert war weiß aber, abhauen ist nicht immer möglich. Der Angriff kann ohne Vorwarnung überraschend kommen, ich habe ein kleines Kind bei mir, der Fluchtweg ist abgeschnitten oder ich erfülle eine Garantenstellung im Rahmen meines Berufes (z.B. Polizist, Personenschützer). Das sind alles Beispiele, warum Flucht als Option ausscheidet. Kommen wir damit zum Mindset. Ich muss für mich im Klaren sein, dem Angreifer selbst, womöglich schwerste Verletzungen zufügen zu müssen, um seinen Angriff zu überstehen. Ich muss mir im Klaren sein, der Gefahr ins Auge sehen zu müssen, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Menschen haben die Tendenz den Blick abzuwenden, in der Hoffnung, diese Form von Unterwürfigkeit würde helfen und sie gar verschonen. Weit gefehlt, ich muss sehen was der Angreifer macht, und muss das in meinem Mindset verankern, ihn anzuschauen. Habe ich Gegenstände in meiner Reichweite oder gar Einsatzmittel bei mir, die erfolgsversprechend eingesetzt werden können, um den Angriff abzuwehren und die Zeit noch da ist, um diese noch einsatzbereit zu machen, dann nutze ich diese ohne wenn und aber. Du musst aber Dein Mindset darauf konditioniert haben, diese Einsatzmittel dann auch einzusetzen, ansonsten passiert damit nur eines: der Angreifer verfügt ansonsten dann über eine Waffe mehr.


Einsatzmittel: von Pfefferspray rate ich ab um einen Messerangreifer abzuwehren, zumindest wenn ich ihm alleine gegenüberstehe. Zu schnell bekommt man selber etwas davon ab, und halbsehend fällt beides schwieriger: der weitergehende Kampf wie die Flucht. Davon abgesehen gibt es Personen, die auf das Wirkmittel kaum reagieren. Der Angreifer steht z.B. unter BTM oder isst einfach häufig sehr scharf und konditioniert sich somit gegen den Wirkstoff. Alles schon selbst erlebt. Und selbst wenn das Wirkmittel beim Getroffenen wirkt, wird die erhoffte Wirkung nicht sofort einsetzen. Der Angreifer hat bei dieser Konstellation noch 30 bis 60 Sekunden Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Ergo, ist ein Messer im Spiel und ich bin alleine, dann ist der Einsatz von Abwehrspray wohl eher ein Plan B, wenn nicht gar C oder D. Die A Lösung der Einsatzmittel wäre natürlich eine Schusswaffe. Die A Lösung kann aber an folgenden Gründen scheitern. Wer führt denn eine Schusswaffe in Deutschland in der Regel mit? Außer der Exekutive so gut wie niemand, eher noch „Schreckschuss Waffen“ einen kleinen Waffenschein vorausgesetzt. Diese sind wiederum den „einfachen“ Sicherheitsmitarbeitern verboten wegen der Verwechslungsgefahr (Ein Straftäter sieht so eine Schreckschuss Waffe und bringt daher seine eigene „scharfe“ zum Einsatz weil er Angst um die eigene Haut bekommt). Mit so einer gezogenen Waffe kann man unter Umständen den Angreifer auf Distanz halten, ihn niedersprechen oder Notfalls auf ihn wirken. Immer? Nein, nicht immer. Tests haben erwiesen, dass selbst wenn der Angegriffene es bemerkt was im Gange ist, und der Angreifer näher als 7m ist, der Abwehrende keine Chance mehr hat dieses Einsatzmittel einsatzbereit zu bekommen. Ein weiterer großer Nachteil einer Schusswaffe ist das gesamte Umfeld. Jeff Cooper sagt in seiner 4. Sicherheitsregel: „kenne Dein Ziel und weiß was davor und dahinter ist“, daneben nicht zu vergessen. Und daneben kann ganz gleich mal ein Schuss gehen, kundige Kenner des Kultfilms „Pulpfiction“ wissen was gemeint ist. Der Staatsanwalt wird einen kaum belangen, schaltet man einen Messerangreifer mit der Schusswaffe aus, aber für jeden anderen Verletzten, womöglich völlig Unbeteiligte, wird man eine Quittung von ihm erhalten. Bleibt dann der Einsatzstock als B, oder vielleicht doch als A Lösung. Auch für ihn braucht es ähnlich der Schusswaffe Zeit, um ihn einsatzbereit zu bekommen. Mit dem Einsatzstock kann man den Angreifer erfahrungsgemäß nur bedingt und nur auf relativ kurze Distanz halten. Aber mit der (wirklich) entsprechenden Übung und dem notwendigen Mindset kann man dem Angriff entsprechend Paroli bieten, ohne das Umfeld über Gebühr zu gefährden. Die Taschenlampe, idealerweise mit schnell zu betätigender Strobo Funktion, ist gut geeignet, den Angreifer zu desorientieren. Nachhaltig nutzt das dann nur, wenn man vor dem Kurzeitig orientierungslosen Angreifer flieht, oder dessen kurzzeitiger Zustand nutzt, um ihn zu überwältigen. Egal welche Option gewählt wird, beides muss in Sekundenbruchteilen nach Auslösen der Taschenlampe erfolgen. Wird die letzte Option, das überwältigen, gewählt gilt folgendes, was auch derjenige anwenden muss, der keine Mittel zur Verfügung hat, oder diese warum auch immer nicht einsetzen kann. Die amtierende Oberbürgermeisterin von Köln, Frau Reker, sagte mal doppelter Armabstand sei sicher. Inzwischen wird sie diese Aussage sicher nicht nochmal wiederholen, war sie selbst Opfer eines Messerangreifers. Wer sich bei einem mit Messer bewaffnetem Angreifer sicher fühlt bei doppeltem Armabstand, der ist entweder unerfahren oder Lebensmüde. „Alle rennen raus, einer rennt rein“ (unbekannter Feuerwehrmann). Genauso verhält es sich bei einem gegenwärtigen Angriff mit einem Messer auf mich, das richtig justierte Mindset vorausgesetzt. Ich geh der Gefahr entgegen, wenn ich vor ihr nicht erfolgversprechend fliehen kann. Die Griffhaltung des Messers verrät viel über den Angriffswinkel, auf den ich mich damit einstellen kann. Die Nulldistanz zum Angreifer ist dann die sicherste Distanz, die ich herstellen kann: ich blockiere die Stiche und hindere den Angreifer durch die enge Distanz daran weiter zum Stich oder Schnitt auszuholen. Zeitgleich bearbeite ich ihn mit allem was ich habe, Kniestöße, Kopfstöße, beißen, Schläge und höre erst auf, wenn der Angriff abgeschlossen ist: entweder durch Flucht des Angreifers oder dessen Kampfunfähigkeit. Geht im Kampf das Messer zu Boden, stehe ich nach Möglichkeit darauf, um zu verhindern, dass es erneut zum Einsatz kommt, egal ob vom Angreifer selbst, oder einem bis dahin unbeteiligten Dritten. An dieser Stelle möchte ich die Exkursion praktische Erklärung beenden, Fernlehrgänge in Sachen Messerabwehr wie sie im Internet kursieren, sind zum einen nicht seriös und ich teile ungern unsere Skills mit den Tiefen des Internets, wo auch diese Elemente sich rumtreiben, vor denen wir uns schützen wollen. Zusammenfassend komme ich zum Resümee was Notwendig ist, um einen Messerangriff einigermaßen unbeschadet zu überstehen: Sensitivity (Gefahrenradar), Mindset (über seine Grenzen gehen), Skills (Training, Training, Training). Diese 3 Bausteine vermittelt Euch jede (gute) Kampfkunstschule/Institution für Selbstverteidigung. Wird es dort nicht annähernd so vermittelt wie hier umschrieben, seid ihr bei der falschen und seid gut beraten, Euch eine andere Institution zu suchen. Man kann ggf. weiterhin auch nichts tun, weiter auf sein Glück setzen oder auf das Gewaltmonopol des Staates. Und genau die, die das Gewaltmonopol des Staates ausüben, stehen viel wahrscheinlicher mit Messern bewaffneten Menschen gegenüber. Ist Euer dienstlicher Trainingsstand auf Höhe der aktuellen Lage? Wer weiter rein auf sein Glück setzt, dem wünsche ich weiterhin sehr viel Glück. Wer Interesse hat, unsere Methoden näher kennenzulernen, der hat weiter in Zukunft die Möglichkeiten, den einen oder anderen Kurs von uns zu besuchen.


Bis vielleicht dahin,

Euer Stephan Geillinger
(Master Instructor Krav Maga Defcon, Staatlich geprüfter Instructor f. Verteidigungsschiessen)

https://www.kravmaga-hochrhein.de/

https://sicherheits-agentur-geillinger.de

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